Briefe

26.01.2020


Die Zeit: März 1759
Die Orte: Warschau, Kamieniec


Antoni Moliwda-Kossakowsi an seine Cousine Katarzyna Kossakowska:


Es geht um die Bittschrift aus Iwanie, die Moliwda NICHT dem Primas hat zukommen lassen, lediglich eine kurze Zusammenfassung zu Gehör gebracht, denn

Beim Lesen stieg mir das Blut ins Gesicht.

(...)

Außerdem machen sie es zur Bedingung, dasz sie nach der Taufe weiterhin in ihrer Gemeinschaft leben, dasz sie die Schläfenlocken nicht rasiren, dasz sie nach wie vor den Schabbat heiligen, den Sonntag aber ebenso, ihre jüdischen Namen wollen sie gemeinsam mit den neuen, katholischen führen (...) und ihren heiligen Büchern möchten sie die Treue halten, insonderheit dem Sohar. (...)

Wie sollte ich diesen Brief dem Primas zeigen?

Zu allem Elend noch haben sie ihn in Druck gegeben und in mehrere Sprachen übersetzt.

Also mündlich:

Worauf der Primas mir beschied: Was soll man ihnen allzuviel Gehör schenken? (...) Nach der Taufe wird sich zeigen, wie sie leben, welche Art von Christen sie sind.

Er redet seiner Cousine zu, dass sie Jakob warnen soll, nicht zu viele Forderungen auszusprechen, um nicht scharfen Ermahnungen ausgesetzt zu werden. Und dass sie auch selbst gewarnt sein soll - insbesondere vor dem Spieler-Bischof Soltyk in Krakau:

Gerüchte machen die Runde, dasz er sich gräszlich verschuldet habe, weshalb er nun, in seiner heiklen Lage, anfällig sei für Einflüsse mancher Art.

Die Adelsrepublik Polen-Litauen werde

durch Geschenke regiert, jeder bringt sie jedem dar, in der Hoffnung auf Hilfe, Unterstützung, Protection.

Die Kastellanin Kossakowska an ihren Cousin Moliwda-Kossakowski:


Die Kastellanin weiß um die Schwächen des Krakauer Bischofs, nimmt sie aber auf die leichte Schulter.

Vielmehr denkt sie schon weiter, hat Enthusiasten gefunden, zum Beispiel den Fürsten Jablonowski

Und da dieser Mensch sich allem, was er bedenkt, mit methodischem Ernste nähert, hat er sogleich begonnen, eine grosze soziale Idee zu entwerfen. So will er auf seinen Ländereien einen kleinen jüdischen Staat schaffen, den er in seine Obhut nähme (...). 

Von Paraguay hatte der Fürst gelesen 

(...) das von ebensolchen bedauernswerten Habenichtsen und Wildlingen geschaffen wurde (...).

Als die Kastellanin aber erfahren hat, dass dort alle

vor Gott, auch im Besitze gleich

 seien, direkt beschieden:

So ist das also nichts für mich.

Sie berichtet noch von Jerzy Marcin Lubomirski, der 150 "Neophyten" Gastfreundschaft anbieten wolle. Erwähnt allerdings seine Verschwendungssucht und zählt darüber hinaus Bischof Zaluski in Krakau zu den Fürsprechern.


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