Cortison? Ja! Nein! Doch!

28.12.2019

Die Frage nach Cortison ist in den Rheumaforen wohl die am häufigsten gestellte. "Ich habe einen Schub, meint ihr, ich sollte das Cortison erhöhen? Um wieviel? 2,5, 5, 10, 20?" So heißt es da und klingt ähnlich wie beim Kartenspielen. Die alten Hasen ermuntern die Rheuma-Neulinge, es doch mal mit einem Cortisonstoß zu versuchen. Fang mit 50 an oder mit 20 - und dann uuuuunbedingt ausschleichen. Verunsicherte Neulinge fragen dann tatsächlich wieder im Forum nach Hilfe: "Boooahhh, ey! Mein Doktor. Hat gesagt ich soll eine Woche 75 nehmen. Und dann auf meine Erhaltungsdosis 7,5. Oooohne Ausschleichen. Was meint ihr, soll ich das sofort absetzen? Wie schleicht ihr das aus?". 

Wobei man sagen muss, das Medikament "Cortison" wird nicht verabreicht, sondern ein Medikament namens Prednisolon. Dafür steht hier das Cortison.

Meine eigenen Erlebnisse mit dem Cortison sind auch zwiespältig. Mein Lieblingsrheumatologe in Sendenhorst sagte: "Wenn Ihnen einer mit Cortison kommt, weil sie ein heißes, rotes, dickes Gelenk haben...  Rennen sie da weg und hierher. Dann sind Sie ein Notfall". In Sendenhorst wird punktiert. Cortison ins Gelenk gespritzt. Kurze Ruhe - und dann freuen.

Doch das Cortison ist ein Eichhörnchen: Als ich mir eine Lungenentzündung zugezogen hatte und der Pulmologe fürchtete, dass das Grundmedikament zur Rheumabehandlung daran Schuld wäre, setzte er das Rheumamittel ab - und mich auf Cortison. Meine Lungenprobleme schwanden dahin. Fast ein halbes Jahr hat das dann aber leider  gedauert, bis ich ein neues Medikament zur Rheumabehandlung bekam, so lange also Cortison.

Zu der Zeit musste ich in die Reha. Der behandelnde Doktor mit dem Schweizer Nachnamen sah mich an und sagte: Sie haben das Morbus Cushing-Syndrom. Stammfettbildung und Mondgesicht. Wieviel haben Sie zugenommen? Um das wieder loszuwerden, brauchen Sie zwei Jahre. Denken Sie auch an Ihre Knochen. Das Cortison muss weg". Leider hatte ich zu der Zeit einen Rheumaschub also starke Aktivität in den Gelenken. "Das Cortison muss erstmal bleiben", sagte der selbe Doktor wenige Tage später.

Zurück zu Hause bei der Rheumatologin: "Oh. In ihrem Fall wollen wir das Cortison lieber behalten. Ich schlage vor, Sie bleiben auf der Erhaltungsdosis von 5 und wir probieren ein neues Basismedikament"

Bei meiner Hausärztin: "Oh. Ich denke, das Cortison sollte weg? Wäre in Ihrem Fall wirklich besser...!"

Das Lehrbuch sagt, wenn der Patient richtig auf sein Rheumabasismedikament eingestellt ist, kann man das Cortison absetzen. Das ist der wildeste Traum von uns Rheumis!


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