Nis-Momme Stockmann:   Der Fuchs 

12.02.2020

Füchse sind ja gerade im Kommen. Der Roman von Nis-Momme Stockmann folgt aber keinem Trend, sondern stammt aus dem Jahr 2016. Er handelt ab dem Zeitpunkt, wo die Katastrophe schon passiert ist. Nur ein paar Freaks haben überlebt, als eine Riesenwelle die Kleinstadt Thule überflutete. Die treiben jetzt so vor sich hin - und Finn hat Gelegenheit, alles Vergangene nochmal an sich vorbeiziehen zu lassen.


Wer hat überlebt?

Wenn die sich umgucken, die das überlebt haben:

All das teure Zeug war innerhalb von Minuten zu Müll geworden.

Passfotos auf einer Korkpinnwand schwammen vorbei. Ein primitives Boot mit Bildern von Menschen, die jetzt vielleicht tot waren. (...). Ein rosafarbenes Tagebuch mit einem winzigen Vorhängeschloss (...) Ein Kontoauszugsordner - völlig unangebracht und unsensibel stand "Spesen 1997" drauf. All das war gar nicht zum Schwimmen gemacht.

dann sind das nicht unbedingt ganz viele Leute.

Denn ihr Ort Thule ist von der großen Welle mitgerissen worden.

Thule? Ja, da gibt es eigentlich zwei und mit dem aus dem Roman hier drei.

Ein Thule liegt in Grönland. Ich habs in der App nachgeguckt: Da sind jetzt gerade minus 28 Grad. Ein Thule gibts nur im Roman von Stockmann,  das liegt in Schleswig-Holstein.

Und dann gibts noch eins, das manche in der Schule noch kennengelernt haben:

Es war ein König in Thule, gar treu bis an das Grab,

Dem sterbend seine Buhle einen goldnen Becher gab

 usw.

Gretchen singt das im Faust.

Das ist also Goethe bzw. - und ich mag es fast gar nicht sagen - wahrscheinlich wieder Hesiod, wieder der griechische Götterhimmel. Denn es wird vermutet, dieser König in Thule wäre KRONOS gewesen. Auf einer Halbinsel, auf der Halbgötter wohnen - oder mindestens Helden. Braucht uns aber hier nicht zu interessieren, erstmal.

Die das überlebt haben sind Jütte und Dogge Baumann und Finn Schliemann.

Schliemann? Ok, bei dem Namen hat er sicher etwas ausgegraben.

Jütte und Dogge sind ein Paar. Finn ist alleine.

Alle drei stehen auf dem Dach eines Hauses und trinken Bier, rund um sie herum nichts als schmutziges Wasser.

Über Thule erfährt man erstmal, dass das letzte Hochwasser im 18. Jahrhundert stattgefunden hat.

Und man erfährt, dass es im Ort verschiedene Ermordete gegeben hat. Einer wurde in zwei Hälften geteilt im Sommer 1993. Einer wurde von seinem Sohn umgebracht. Mit dem Hammer. 120 Hiebe. Ein Kind war auch darunter. Insgesamt waren das VOR der Flut 39 Opfer. Nach der Flut vermutlich alle bis auf die drei genannten und die, die Finn sehen kann:

Ich sah die Menschen auf den anderen Dächern in der Ferne fast unbeweglich verharren. Als hätten sie sich für ein prätentiöses Kunstprojekt mit dem Titel "Unbegreiflich" für einen extrem gut ausgestatteten chinesischen Fotokünstler aufgestellt. (...) 

Gerettet - und verloren zugleich.


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