Die Hochzeit

15.03.2020


Pünktlich zur Monatsmitte habe ich das erste Buch der Norwegen-Saga KRISTIN LAVRANSTOCHTER "Der Kranz" durchgelesen - und bin immer noch hingerissen. 

Gerade in diesen Krisenzeiten, wo jetzt jeder auf sich selbst zurückgeworfen wird, tut der Roman gut. Geschrieben und ausgezeichnet in der unruhigen Zeit zwischen zwei Weltkriegen ist seine Botschaft : Das Leben geht weiter.

Dass Menschen starben, auf der Höhe ihrer Tage, vor allem die Frauen im Kindbett, und die kleinen Kinder, war an der Tagesordnung im Mittelalter und noch lange danach. Kristin Lavranstochter hat auch alle Geschwister verloren, bis auf die kleine Nachzüglerin  Ramborg. Beider Schwester Ulvhild ist inzwischen den Folgen ihres Unfalls erlegen - sie wurde in der Kirche bestattet. Wegen des tief gefrorenen Bodens gab es keine andere Möglichkeit.

Das Leben geht weiter: Kristin darf ihn nun heiraten, ihren Herzensmann Erlend.

Mit ihrem Vater hatte sie sich ausgesprochen, das endete in einer ganz besonderen Szene:

Jesus Christus, kleine Kristin, bist du denn so unglücklich -

Ich glaube, ich sterbe darüber, Vater, sagte sie dicht an ihm. Sie brach in Tränen aus. Aber sie weinte, weil sie in seinen Liebkosungen gefühlt und in seinen Augen gelesen hatte, daß er nun von Kummer zermürbt war und seinen Widerstand nicht mehr länger aufrecht zu erhalten vermochte. Sie hatte ihn überwunden.

Für die Verwandten von Erlend ist es nun ein leichtes Spiel, die Ehe zwischen Erlend und Kristin zu vereinbaren und zu verhandeln. Und doch geraten die Männer aneinander. Erlends Leute werfen Lavrans Hochmut vor. Sie wissen ja von den Eskapaden während Kristins Nonnenzeit und machen sich heimlich lustig über Lavrans, dem die Ehre der Tochter und ihr zukünftiges Glück über alles gehen.

Die Verlobung muss mehrfach verschoben werden, nicht aber der Hochzeitstermin. Wobei wegen der Missernte das Fest kleiner geplant wird als üblich.

Wie das Vorzeichen einer üblen Zukunft bricht in der St. Olavskirche im Gudbrandstal durch Blitzschlag ein Feuer aus. Direkt also über dem toten Leib der Schwester.

Doch der alte Priester Sira Eirik tröstet:

Sie hat das Heim ihrer Seele nicht verloren, so wie wir anderen heute Abend.

Kristin macht sich Sorgen, ob sie und ihre Geschichte etwas mit dem Brand zu tun haben könnte. Und spricht Eirik darauf an. Doch das macht den Priester richtig zornig:

Glaubst du, Gott kümmert sich so viel darum, wie ihr Hündinnen herumstreunt und euch wegwerft, daß er um deinetwillen eine schöne, ehrenvolle Kirche zusammenbrechen lassen sollte! Laß du deinen Hochmut fahren und mache deiner Mutter und Lavrans nicht eine Sorge, über die sie nur schwer hinweg kommen würden.

Das was verborgen bleiben sollte, wird doch erkannt: Kristin ist schwanger. Lange vor der Hochzeitsnacht.

Auf das Missjahr folgt ein gutes Jahr, während Kristin sich auf ihre Hochzeit vorbereitet und als Erlends Braut mit ihm unter einem Dach lebt.

In ihre Liebe zu ihm schleichen sich erste Zweifel, jetzt wo es nicht mehr um spannende Heimlichkeiten geht. Sie sieht nun auch seine O-Beine, wo  vorher alles schön und gerade war.

Während der Hochzeitszeremonie verfolgen sie Wahnvorstellungen. Die tote Eline lässt sie nicht zur Ruhe kommen:

Meine Kinder, sagte Eline, sind unschuldig, und es gibt doch keinen Platz für Sie in den Ländern der Christenheit. Dein Kind ist in der Acht gezeugt, wie meine Kinder. Du kannst in dem Land, dass du hinter dir gelassen hast, nicht mehr Recht für dein Kind fordern als ich es für die meinen fordern konnte.

Ihr Vater macht sich schwere Sorgen:

Jetzt hat er vollkommen Macht über sie, er, der sich selbst nie in der Gewalt hatte. Nur schwerlich wird sie den Mut haben, sich gegen etwas aufzulehnen, daß ihr Mann will - und wenn sie es eines Tages tun muß, dann wird sie das so schmerzlich peinigen - dieses mein sanftes Kind


In dieser Nacht wird seine eigene Ehefrau seit siebenundzwanzig Jahren ihm beichten, dass der erste Sohn ihrer Ehe nicht ihn zum Vater hatte.


Wer jetzt wissen will, wie es weitergeht, muss selber lesen. Ich freue mich über Berichte.

Ich gucke mir derweil an, was es mit der Saga um Olav Audunssohn auf sich hat. Immerhin trägt er ja den Vornamen des Lieblingsheiligen von Sigrid Undset.


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