Funfact - Die schreibende Frau

22.02.2020

Luigi, Antonietta, Lietta und Fausto Pirandello auf einem Foto von 1917, das Pirandellos Sohn nach Mauthausen geschickt wurde, wo er als Kriegsgefangener festgehalten wurde. Während des Ersten Weltkriegs war Mauthausen Standort eines großen Lagers für ca. 40.000 serbische und italienische Kriegsgefangene.

Foto: Public Domain von Wikimedia Commons


Die "schreibende Frau" galt von Anfang an als eine gefährliche Sache für Männer, ganz besonders natürlich in den vom "machismo" geprägten Kulturkreisen.

Ein schönes Beispiel dafür betrifft auch Grazia Deledda.

Im Jahr 1911 veröffentlichte der große italienische Autor und Dramatiker Luigi Pirandello, der auch dem Faschismus nahestand, der auch ein Übergangsautor vom 19. ins 20. Jahrhundert war und der auch mit dem Literaturnobelpreis (1934) ausgezeichnet wurde, den "Schlüsselroman" SUO MARITO. Grazia Deledda protestierte dagegen und Pirandello nahm "ertappt" den Roman zurück. 

Es sollte 90 Jahre dauern, bis der Roman wieder veröffentlicht wurde. 

Seit dem Jahr 2000 gibts das Buch auch auf Deutsch unter dem Titel DER MANN SEINER FRAU. Er wurde der deutschen Pirandello-Gesamtausgabe hinzugefügt. Es handelt sich dabei nicht um eine historisch-kritische Ausgabe, sondern sie diente und dient vor allem dazu, das Werk Pirandellos in Deutschland überhaupt lesbar zu machen.

Ich habe mir den Roman jetzt nicht besorgt. Er ist aber mindestens gebraucht noch zu bekommen. Ich zitiere hier den Klappentext:

Dieser 1911 erstmals veröffentlichte Roman erfreut sich nach langem Schattendasein in Italien wieder großer Beliebtheit. Der Grund liegt auf der Hand: Hier ist von den »heißen Eisen« unserer Zeit die Rede. Da ist die aus der repressiven süditalienischen Gesellschaft stammende, sich emanzipierende Schriftstellerin, die von ihrem Mann zur »Schreibmaschine« für seinen schwungvollen Literaturhandel degradiert wird, während dieser seine Stelle und gesellschaftliche Position verliert und nur noch als »Mann seiner Frau« etwas gilt.

Die Problematik der Geschlechterrollen verbindet sich hier mit den nicht minder aktuellen Themen der Ökonomisierung aller Lebensbereiche und der Degradierung von Kunst zur Ware.

Der Roman, eine beißende Satire auf die pseudointellektuelle römische Gesellschaft seiner Zeit, wurde von Pirandello selbst aus Rücksicht auf die sardische Nobelpreisträgerin Grazia Deledda, die sich in der Hauptfigur wiederzuerkennen meinte, aus dem Verkehr gezogen.

Gut neunzig Jahre nach seinem Entstehen ist er jedoch in manchen Passagen von geradezu beklemmender Aktualität.

Nun ja.

Einen Rundumblick  auf Pirandello warf Maike Albath im "Kalenderblatt des Deutschlandfunks" - aus Anlass seines 75. Todestages am 10.12.2011:

https://www.deutschlandfunkkultur.de/entlarven-des-taktischen-verhaltens.932.de.html?dram:article_id=131381

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