Hexenverfolgung in Ostfriesland

11.03.2020


Christian Hardinghaus ruft schon zu Beginn des Romans eine ganze Menge an Themen auf:

Hexenverfolgung in der Frühen Neuzeit ist eins - aber es geht auch um Borderline-Syndrom und Depressionen bei Teenagern, vielleicht bis hin zum Selbstmord. Dazu passend Mobbing an Schulen - das bis zu Gewalttaten reicht. Vor allem aber geht es auch um Erwachsene, die gar nichts von den Problemen ihrer Kinder wissen, bzw. nicht einmal wissen, dass sie Kinder haben.

Aber erstmal zu den Hexen: Im Prolog zum Roman sind sie rothaarig, haben Sommersprossen und werden in einem Käfig gehalten, der sie bald nicht mehr hält. 

Ja klar: "Rote Haare, Sommersprossen sind des Teufels Artgenossen" lautet ja auch das Sprichwort.

Nun sollte man natürlich wissen, dass die Haarfarbe während der Zeit der Hexenverfolgung eher keine Voraussetzung für eine Verurteilung war.

Während der Zeit der Hexenprozesse  - in der Frühen Neuzeit (grob 1500 bis 1800 n.Chr.) - wurden in Europa rund 60.000 Menschen, auch etwa 20% Männer darunter, unschuldig eingesperrt, gefoltert, hingerichtet. Für Deutschland geht man von 25.000 Menschen aus. Vorgeworfen wurde ihnen Zauberei, und Hexerei, das meinte Teufelspakt, Teufelsbuhlschaft, Schadenszauber, Hexensabbat.

Zugezogene, eingeheiratete Ortsfremde waren stets besonders schnell verdächtig. Neid und Missgunst waren die Triebfedern. Zuständig waren die weltlichen Gerichte - aber die Ideologie kam aus den Kirchen. Dabei war keine Frage, ob katholische oder evangelische Gebiete - die Scheiterhaufen brannten hier wie da.

Die "nördlichste" mir durch Aufzeichnungen bisher bekannte Hexe in Niedersachsen ist Anna Ameldung aus Osnabrück. Sie war eine Patriziersfrau und wurde im Oktober 1636 hingerichtet, fast 100 Jahre später als der Prolog im Roman spielt. Nun also ein Blick weiter nördlich nach Ostfriesland:

Im Roman wird als Auftraggeberin der Hexenhäscher eine Frau genannt, nämlich die Gräfin von Ostfriesland, Anna. Die Zeit ihrer Regentschaft war eigentlich nicht besonders spektakulär, dafür aber besonders spannungsgeladen - wegen der sich ausbreitenden Reformation.

Informationen zu Gräfin Anna, die aus Oldenburg stammte und durch ihre Ehe die Spannungen mit dem Nachbarterritorium Ostfriesland minimieren konnte :

 https://www.ostfriesischelandschaft.de/fileadmin/user_upload/BIBLIOTHEK/BLO/Anna.pdf

Nun gab es auch einen Geschichtsschreiber für diese Zeit in Ostfriesland, das war Eggerik Beninga, allerdings war er auch - der Hexenrichter.

Das Dorf Heisfelde,  heute Stadtteil von Leer, hat exemplarisch seine "Hexengeschichte" aufgearbeitet und auf der Website dort fand ich wichtige Informationen:

Der erste Geschichtsschreiber Ostfrieslands, Eggerik Beninga, dem wir durch seine "Chronica der Fresen" wertvolle Informationen über das Mittelalter in Ostfriesland verdanken, war unmittelbar mit der Hexenverfolgung konfrontiert, ja: Entscheidend mitbeteiligt. Der Häuptling von Grimmersum, Jarsum und Widdelswehr war Drost in Leerort - später Probst zu Weener und Rat der Gräfin Anna. Also ein hochangesehener gebildeter Mann, als Probst auch geistlicher Würdenträger. Aber eben auch Richter des großen Hexenprozesses in Aurich im Jahr 1543, bei der er als Vertreter der Gräfin Anna den Vorsitz führte. Der ansonsten nüchtern und praktisch denkende Beninga lebte in seiner mittelalterlichen Welt, glaubte an den Teufel als an den Geist der Verführung und des Verderbens, an Vorspuk und ähnliche Dinge, die nach weit verbreiteter Ansicht der Teufel arrangierte. Hexen waren in seinen Augen todeswürdige Verbrecher.

Mehr Spannendes, darunter auch der Ablauf eines Hexenprozesses findet sich auf der Website:

https://www.ortschronik-heisfelde.homepage.eu/05_hexenverbrennung__vor_bollinghausen_50580056.html




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