Natur lebt

14.01.2020

Die Natur hat ihr eigenes Leben, dort so hoch im Norden Europas. So stellt Selma Lagerlöf sich das vor.

(...) dort ist ein herrliches Leben für einen See. Der Wald und die Berge sammeln unaufhörlich Wasser für ihn (...) er kann sich auf feinem weißen Sand ausstrecken. Landzungen und kleine Inseln widerspiegeln und beschauen.

Der See kann aber auch anders

Oft ist er schlechter Laune, schäumt vor Wut, stürzt Segelboote um (...).

Er ist ein Getriebener, dieser See.

Doch er will noch weiter hinaus in die Welt, obgleich die Berge immer steiler, der Raum immer enger wird (...)

Der See ist ein Mann. Im Winter mit Schnee und Eis:

Noch immer ist er schön, aber er hat den Jugendübermut und die Manneskraft eingebüßt (...)

Mit ausgestreckten Armen sucht er tastend den Weg (...)und wenn er ihn gefunden hat, stürzt er in Altersschwäche einen steilen Abhang hinunter und geht mit einem donnernden Getöse zu seiner Ruhe ein.

Es ist dieser schwärmerische und phantastische Ton, der es der Schwedischen Akademie lange schwer gemacht hat, ihr den Literaturnobelpreis zuzuerkennen. 1901 wurde der erste Preis verliehen und da erwartete man eine vom Realismus geprägte literarische Darstellung. Also objektiv sollte das geschildert werden, was zu sehen war.

Bilder einer Ebene, die

am liebsten den Ufern des Sees entlang ziehen würde(...) 


 und die mit den Bergen spricht:

Es genügt ja vollständig, wenn ihr eure Mauern um mich aufstellt, das ist mir Schutz genug

sind da nicht gewollt.

Aber die Autorin hat eine Behinderung, ist nicht so beweglich wie andere. Sie kann die Natur gar nicht so realistisch wahrnehmen. Deshalb müssen sich die Dinge in ihrer Phantasie bewegen.

Einen sehr realistischen Blick hat sie aber, wo der Mensch einzugreifen beginnt.

"Da und dort sieht man auch Spuren von Kohlenmeilern, oder ein Stück urbar gemachtes Land, und all dies legt Zeugnis davon ab, dass die Berge sich der Arbeit der Menschenhand unterworfen haben (...).

Und Gösta Berling lässt sie sogar noch weitergehen, wenn er über das Gut Ekeby spricht:

(...) wir nehmen den Bergen ihr Erz (...). Die Äcker tragen Gold, damit vergolden wir das Elend des Lebens, und unsere Wälder hauen wir nieder, um Kegelbahnen und Lusthäuser zu bauen."

Gegenspieler sind eben nicht die Berge, die Ebene, der See untereinander. Gegenspieler wird der Mensch im 19. Jahrhundert.


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