Stephan Roiss | Triceratops

10.02.2021

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Verlag Kremayr & Scheriau, Wien, 2020.  eISBN 978-3-218-01245 4


In der Coronakrise ist ja viel Einsamkeit auszuhalten. Am schlimmsten betrifft, betraf das die Alten.

Wie zermürbend sich Einsamkeit schon in jungen Jahren auswirken kann, das lehrt der namenlose Junge, der wieder und wieder Triceratops in seine Schulhefte malt. 

Triceratops waren pflanzenfressende Dinosaurier in der Kreidezeit. (Ich wusste das vorher nicht so richtig und dachte, es wären die Urzeitkrebse aus dem Yps. Ich hatte auch mal welche und die mussten irgendwann im Klo runtergespült werden. Aber die heißen Triops und spielen im Roman nur eine bescheidene Rolle).

Erst am Romanende wird überhaupt klar, warum es die Dinosaurier sein müssen - und was genau sie  mit dem Jungen zu tun haben. Und dann schwappt sie förmlich über einen rüber, die heiße Welle des Bedauerns bei all dieser elenden Isolation.

Triceratops ist ein Coming-of-Age Roman der besonderen Art. An seinen Stil gewöhnt man sich nur schwer. Der Junge, um den es geht, hat tatsächlich nur sich selber als Stütze - und spricht deshalb von sich selbst auch nur in der Wir-Form:

Wir sagten Mutter, dass wir sie lieben. Es war nicht wahr. Wir wollten nichts sagen, sie nicht berühren, nicht alleine mit ihr sein.

Die Familie des Jungen ist eine Ansammlung von psychisch Gescheiterten - eine persönlichere Beziehung hat er (wenn überhaupt ) nur zu zwei Dementen.

Einmal scheint sich das Blatt für ihn zu wenden. Da trifft er die Punkerin mit den blitzblauen Haaren, die so heißt, wie die Spuren, die ihr Snakeboard auf dem nassen Asphalt hinterlassen: Doppelhelix. Der Junge darf sie Helix nennen. Aber sie wird ihn mit einem einzigen Satz in die Hölle stoßen: Diabolus X Machina.

Der Roman des österreichischen Autors und Vokalisten, Stephan Roiss, der es 2020 auf die Longlist zum Buchpreis geschafft hat, sollte vielleicht nur von psychisch stabilen Menschen gelesen werden. Er macht nicht nur unsagbar traurig; bösartigerweise hallt er auch noch sehr lange nach. 

Wenn man allerdings die große Krise bis hier einigermaßen unversehrt gemeistert hat, ist man gewiss qualifiziert zum

Lesen!

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