Von der Arbeit

25.01.2020

*WERBUNG wegen REZENSIONSEXEMPLAR | unbeauftragt | unbezahlt*


Die Kavaliere auf Ekeby sind in ihrem Arbeitseifer nicht zu vergleichen mit der Majorin. Ekeby und vor allem die Eisenwerke wurden unter ihrer Herrschaft mächtig runtergewirtschaftet.

Dennoch - es ist Frühling geworden

und das Eisen von allen wermländischen Eisenwerken sollte nach Göteborg geschickt werden.

Auf Ekeby fand sich aber kaum Eisen zum Verschicken. Was es reichlich gab, war Branntwein, Braten, Tänze, Kartenspiele. Geschmiedet wurde da nix.

Na gut, etwa Hundert Zentner Eisen lagen noch rum. Und dann - wie durch ein Wunder - ist es doch da, das Eisen von Ekeby, am Ufer des Kläralf. Und einen Plan gibt es auch: Es wird verladen, in Karlstadt gewogen und auf einer Schute nach Göteborg geführt. Die fleißigen Kavaliere machen alles selbst. Alle Kavaliere bei der Arbeit.

Natürlich ist das lange her als darüber geschrieben wird. Über so lange Zeit kommen dann mal  Gerüchte auf, dass die Kavaliere für ihre Verhältnisse zu viel Spaß bei der Arbeit hatten:

Wenn es wirklich wahr ist, was das Gerücht erzählt, dass die Kavaliere damals mehr Sand als Eisen auf dem Prahm (Lastkahn) hatten; wenn es wahr ist, dass sie unablässig dieselben Stangen von und zu der Waage trugen, bis die vielen hundert Zentner aufgewogen waren (...), dann kann man es ganz gut begreifen, dass es auf dem Eisenprahn lustig hergehen musste.

Wenn dann das Schiff unterging, das viele Eisen versank.

Dann ist das eine kühne Tat, ein echter Kavalierstreich ausgeführt worden.

Ein ähnlicher Arbeitseifer wie der der Kavaliere auf Ekeby muss in Selmas Familie geherrscht haben, denn sie erinnert sich im Jahr 1901

Unser Zuhause war ein richtiges Schlaraffenland, alle waren beschäftigt, aber niemand außer Mama richtete eigentlich etwas aus. Uns beseelte, wenn ich das so sagen darf, der Geist Gösta Berlings.*

Vielleicht ist es genau diese Einstellung, die ihr im Erwachsenenleben hilft, selbstverständlich das Schreiben als Arbeit zu begreifen. Von außen ist da wenig Hilfe zu erwarten. Es muss öffentliche Erfolge geben. Diese sieht sie selbst dann

(...)  als eine Bestätigung, dass es rechtens ist, meine Zeit mit dem Verfassen von Romanen zu vergeuden.*

Nicht auszudenken, wenn ich in jene Zeiten zurückkehren müsste, als alle fanden, dass meine Tätigkeit am Schreibtisch Zeitverschwendung sei, und niemand darauf Rücksicht nahm, dass ich Stille und Arbeitsruhe benötige.*

Zunächst arbeitet Selma Lagerlöf ja als Lehrerin, immerhin 10 Jahre lang.  Wenn auch nach den ersten Erfolgen bei reduzierter Stundenzahl. Erst 1895 wagt sie es, den Schuldienst aufzugeben und als Autorin zu arbeiten. Noch 1899 schreibt sie an Sophie 

Eine weitere Autorin von Rang hierzulande ist sehr erfreulich. Bislang musste ich mich so alleine gegen alle Männer behaupten, dass sie kaum glauben können, dass eine weitere schreibende Frau existiert. Die Tonangebenden respektieren ja einzig und allein den Beruf der bildenden Künstlerin.*

Sie beschreibt sich immer wieder als graue Arbeiterin, als Arbeitsbiene, bei der es auf Äußerlichkeiten nicht ankommt:

Eine Arbeitsbiene wie ich, grau und alltäglich, darf gerne Schriftstellerin sein. Niemand stört sich daran. Aber für die Königinnen im menschlichen Bienenstock ziemt sich das nicht. Kein Hauch von Männlichkeit oder ernster Gesinnung darf sie stören.*


* Diese Zitate sind entnommen aus meinem Rezensionsexemplar Selma Lagerlöf: Liebe Sophie Liebe Valborg. Eine Dreiecksgeschichte in Briefen. Herausgegeben und kommentiert von Holger Wolandt. Aus dem Schwedischen übersetzt von Lotta Rüegger und Holger Wolandt. Stuttgart, Verlag Urachhaus, 2016.

 
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